"In ruhigeren Gewässern" BZ-INTERVIEW: MIT Ulrike Zimmer und Rolf
Keßler
MERZHAUSEN. Pro.Bad hatte
bei seiner Mitgliederversammlung am Dienstag auch ein Jubiläum auf der Tagesordnung gehabt: Seit mittlerweile 10 Jahren setzt sich der Verein für das Gartenhallenbad in Merzhausen, das heute
Bürgerbad heißt, ein. Wie alles begann und ob sich die Arbeit verändert hat, fragte BZ-Mitarbeiterin Barbara Schmidt die Gründungsvorsitzende Ulrike Zimmer und den derzeitig amtierenden
Vorsitzenden Rolf Keßler.
BZ: Frau Zimmer, waren Sie heute schon schwimmen?
Zimmer: Ich selbst kann leider nicht schwimmen gehen, wegen einer Allergie, aber meine Familie schwimmt. Mein Engagement hat einen anderen Hintergrund: Ich war
Abteilungsleiterin für Turnen und Schwimmen beim VfR, als damals unser Bad und alle Bäder ringsum in die Diskussion gekommen sind. Wir haben mit Schrecken beobachtet, was passiert ist: Damals ist
das Zähringer Bad geschlossen worden, auch die Bäder in Lehen, in Hochdorf standen auf der Kippe...
BZ: Das war Mitte der 90er Jahre. Wie sah es damals in Merzhausen aus?
Zimmer: Man machte sich Gedanken über die Nutzung unseres Gartenhallenbads. Eine Gemeinderatsfraktion hat gesagt, wir müssten überlegen, ob wir uns das Bad noch leisten können.
BZ: Sie sind selbst im Gemeinderat...
Zimmer: Ich habe da natürlich einiges mitbekommen. Wir von der VfR- Schwimmabteilung haben uns dann bei einem großen Fest zu "20 Jahre Gartenhallenbad Merzhausen" engagiert. Wir haben
Plakate und eine Luftballonaktion gemacht, und das Ganze "Pro-Bad-Initiative" genannt. Wir wollten einfach Werbung für das Bad machen und die Bevölkerung aufrütteln. Außerdem haben wir eine
riesengroße Fragebogenaktion gestartet, so etwas hat es davor noch nie
gegeben.
BZ: Im Februar 1998 haben sie dann den Verein Pro.Bad gegründet. Welche Ziele hatten sie?
Zimmer: Am Anfang war es einfach die Initiative, dass wir das Bad wieder aktiv bewerben und etwas tun wollten, damit es nicht geschlossen wird. Wir wussten ja durch die Kontakte mit
den Schwimmkindern und Badbesuchern vor Ort, wie positiv das Bad angenommen wird. Nur ist das nicht bis zu allen durchgedrungen, die darüber diskutiert haben. Bei einer Informationsveranstaltung
haben wir auf Anhieb 107 Neumitglieder geworben. Wir haben dann die Kontakte ausgebaut, nicht nur hier im Dorf.
Keßler: An der Mitgliederentwicklung sieht man sehr schön, dass die Leute kamen, wenn es uns dreckig ging. 2002 ging die Gutachterdiskussion los, da kamen gleich wieder 70. Und 2004,
als die Privatisierung gescheitert ist. Wenn wir als Bürger da nicht eingesprungen wären, dann wäre es aus gewesen.
BZ: Was ist damals genau passiert?
Zimmer: Im Gemeinderat gab es eine Achterbahn von Vorschlägen, von der Sanierung hin zu der Alternative, das Bad abzureißen und das Gelände zu bebauen oder ein Naturschwimmbad
anzulegen. Dann meldete sich eine private Firma und übernahm das Bad. Das hat aber nur kurz gehalten. Die Gemeinde musste das Bad wieder übernehmen und alles ging von vorne los. Da kam dann die
letzte große Pro.Bad-Initiative: Eine Gruppe von Engagierten und Fachleuten, darunter Rolf Keßler, mein Mann und in der Folge auch Richard Hopmann, haben geprüft, ob wir das Bad nicht selbst
betreiben könnten.
BZ: Das Ergebnis war die gemeinnützige Bürgerbad GmbH, deren Mitgesellschafter der Verein Pro.Bad bis heute ist. Was hat sie damals bewogen, diesen Sprung ins kalte Wasser zu
wagen?
Keßler: Nun, es war eigentlich die einzige Möglichkeit, die wir hatten. Wir hatten allerdings nur zwei Monate Zeit und brauchten eine ziemlich große Summe als Startkapital. Die
Gesellschafter haben 30000 Euro in die gemeinnützige GmbH eingebracht.
Zimmer: Das sind der VfR, Pro.Bad und die DLRG. Es war eine Riesenarbeit, die von den Bürgern ehrenamtlich geleistet worden ist. Dieses Engagement, vom Anfang bis zum Schluss, hat
letztlich dazu geführt, dass wir das Bad heute noch haben. Und man darf nicht vergessen: Auch die Gemeinde spart zirka 100 000 Euro gegenüber
früher.
BZ: Die Gemeinde hat den Vertrag mit der Bürgerbad GmbH inzwischen auf unbefristete Zeit verlängert. Was heißt das für Pro.Bad?
Keßler: Wir sind in den letzten vier Jahren in ruhigere Gewässer gekommen, so dass wir uns jetzt mehr auf den Mitgliederzuwachs und die Spenden konzentrieren können. Wir zahlen im
Durchschnitt jedes Jahr um die 20 000 Euro an das Schwimmbad.
Zimmer: Pro.Bad muss es gelingen, die Mitglieder bei der Stange zu halten, damit dieser Betrag weiterhin zusammenkommt. Er ist in der Gesamtrechnung fest einkalkuliert. Die Gemeinde
gibt 100 000 Euro, von Pro.Bad kommen 20 000, und der Rest muss vom Badbetrieb selbst erwirtschaftet werden.
Keßler: Eine Gelegenheit ist unser Jubiläumsfest im Sommer, am 21. und 22. Juni. Wir wollen es dieses Jahr auch schaffen, 500 Mitglieder zu rekrutieren. Uns fehlen dazu aktuell nur
noch 14.